Wertorientierte Unternehmensführung

Glossar

Die wertorientierte Unternehmensführung ist ein Managementansatz, der darauf abzielt, nicht nur den Gewinn, sondern vor allem den Unternehmenswert zu steigern. Bis in die 1970er Jahre wurde die Leistung von Unternehmen hauptsächlich anhand von Kennzahlen wie dem Gewinn pro Aktie oder der Nettogewinnmarge bewertet. In den 1980er Jahren stellte Alfred Rappaport, ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler, die Schwächen dieser Methodik heraus. Gewinne konnten steigen, während die Gesamtrendite für Aktionäre sank. Dies führte zur Entwicklung eines „Shareholder-Value“-Ansatzes, der die Rendite der Aktionäre in den Mittelpunkt rückte und damit die Grundlage der wertorientierten Unternehmensführung bildete.

-> Die Wertorientierung bezieht sich dabei also auf die Bestimmung von Erfolgsgrößen, die den Unternehmenswert widerspiegeln, und die Ausrichtung der Unternehmensstrategien an diesen Größen.

Shareholder vs Stakeholder

  • Shareholder: Eigenkapitalgeber, die Aktien eines Unternehmens besitzen und somit als Eigentümer agieren.
  • Stakeholder: Anspruchs- oder Interessengruppen, die vom Unternehmen oder dessen Aktivitäten betroffen sind oder ein Interesse daran haben.
Berücksichtigung der Stakeholder

Kritiker äußern die Ansicht, dass die wertorientierte Unternehmensführung nur die Interessen der Shareholder berücksichtigt. Richtig umgesetzt, umfasst dieser Ansatz jedoch auch die Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitern, wodurch ein umfassenderes Value Management entsteht.

Merkmale

  • Das zentrale Ziel ist die Steigerung des Unternehmenswerts durch langfristige und zukunftsorientierte Strategien und Maßnahmen.
  • Ein Grundprinzip ist, dass die Kapitalrenditen höher als die Kapitalkosten sein müssen, was durch Investitionen in Bereiche wie Forschung und Entwicklung erreicht werden kann.

Implementierung

  1. Strategieentwicklung: Festlegung einer Unternehmensstrategie zur Wertsteigerung und Identifikation von Werttreibern in allen Bereichen.
  2. Zielsetzung: Definition spezifischer, messbarer, attraktiver, realistischer und terminierter (SMART) Ziele basierend auf den Werttreibern.
  3. Operationale Planung: Planung der konkreten Schritte zur Zielerreichung und Festlegung individueller Mitarbeiterziele.
  4. Performance Management und -Messung: Implementierung von Performance-Management-Systemen zur Überwachung der Zielerreichung mittels finanzieller und nicht-finanzieller Kennzahlen.

Rolle des wertorientierten Controllings

Das Controlling

  • identifiziert Werttreiber,
  • verteilt Ressourcen,
  • misst den Beitrag einzelner Abteilungen zum Unternehmenswert und
  • liefert wesentliche Kennzahlen zur Unternehmenssteuerung.

Wertorientierte Kennzahlen

Zu den gängigen Kennzahlen zählen Economic Value Added (EVA), Return on Equity (ROE), Return on Capital Employed (ROCE) und andere, die den Wertzuwachs in Relation zu den Investitionen darstellen.

Vorteile

Die wertorientierte Unternehmensführung bietet folgende Vorzüge:

  • Entscheidungen sind nicht von kurzfristigen Profitzielen geleitet.
  • Nachhaltiger Unternehmenserfolg wird zum zentralen Fokus von Entscheidungen und Aktivitäten.
  • Dadurch gewinnen Faktoren wie Innovationsbereitschaft, Mitarbeiterengagement und Kundenzufriedenheit an Bedeutung.
  • Mitarbeiter entwickeln eine unternehmerische Denkweise und tragen aktiv zum Gesamterfolg des Unternehmens bei.
  • Das Management ist kontinuierlich auf der Suche nach Investitionsmöglichkeiten und Wachstumschancen, die den Unternehmenswert steigern.
  • Manager sind motiviert, das Kapital des Unternehmens so einzusetzen, dass langfristiger und nachhaltiger Erfolg sichergestellt wird.