Arbeitszeit ist ein zentraler Bestandteil des Arbeitsverhältnisses – sie steht für Leistung, Verlässlichkeit und gegenseitiges Vertrauen. Wenn Beschäftigte absichtlich falsche Angaben zur Arbeitszeit machen oder Arbeitszeit missbrauchen, spricht man von Arbeitszeitbetrug. Dieser Verstoß kann erhebliche rechtliche und arbeitsrechtliche Folgen haben – und gefährdet zudem das Betriebsklima.
Was ist Arbeitszeitbetrug?
Arbeitszeitbetrug liegt vor, wenn Mitarbeitende ihre tatsächliche Arbeitszeit vorsätzlich falsch erfassen oder vorgeben, zu arbeiten, ohne dies tatsächlich zu tun. Dabei geht es nicht um gelegentliche Missverständnisse oder kleine Fehler, sondern um bewusstes Fehlverhalten.
Typische Beispiele:
- Eigenständiges Ein- oder Ausstempeln durch Kolleginnen oder Kollegen („Stempeln für andere“)
- Verlängerte Pausen ohne Erfassung
- Privater Aufenthalt außerhalb des Betriebs während der Arbeitszeit
- Vortäuschen von Überstunden
- Falsche Angaben in digitalen Zeiterfassungssystemen
Bereits kleinere Betrugsversuche können als erheblicher Pflichtverstoß gelten – besonders dann, wenn eine vorsätzliche Täuschung nachgewiesen werden kann.
Rechtliche Folgen für Beschäftigte
Wird Arbeitszeitbetrug festgestellt, drohen ernste Konsequenzen. Je nach Schwere des Verstoßes kommen folgende Maßnahmen infrage:
- Abmahnung bei erstmaligem, geringfügigem Fehlverhalten
- Fristlose Kündigung bei vorsätzlichem Betrug oder Wiederholung
- Rückforderung des zu Unrecht gezahlten Entgelts
- Strafanzeige wegen Betrugs (§ 263 StGB)
In der Rechtsprechung wird Arbeitszeitbetrug häufig als Vertrauensbruch gewertet, der ein Arbeitsverhältnis dauerhaft beschädigen kann. Selbst bei langer Betriebszugehörigkeit kann eine außerordentliche Kündigung zulässig sein.
Bedeutung im Personalbereich
Im Personalbereich ist der korrekte Umgang mit Arbeitszeitbetrug von zentraler Bedeutung – sowohl zur Sicherung rechtlicher Standards als auch zur Wahrung des Vertrauens in der Belegschaft.
Personalverantwortliche sollten:
- Klare Regelungen zur Arbeitszeiterfassung etablieren, z. B. in Betriebsvereinbarungen
- Zeiterfassungsprozesse transparent und nachvollziehbar gestalten
- Schulungen anbieten, um Mitarbeitende für das Thema zu sensibilisieren
- Hinweise auf Missbrauch ernst nehmen und professionell prüfen
- Technische Lösungen einsetzen, um Manipulation zu erschweren (z. B. GPS-basierte Zeiterfassung, Authentifizierungssysteme)
Auch moderne HR-Software kann helfen, die Einhaltung der Arbeitszeiten effizient zu dokumentieren und bei Unregelmäßigkeiten frühzeitig Alarm zu schlagen. Eine Übersicht geeigneter Systeme finden Sie hier.
Prävention statt Konfrontation
Neben Kontrolle ist vor allem Vertrauensaufbau entscheidend. Unternehmen, die auf eine gesunde Arbeitskultur setzen, erleben seltener Betrugsversuche. Präventive Maßnahmen können sein:
- Flexible Arbeitszeiten mit Eigenverantwortung
- Klare Kommunikation über Erwartungen und Konsequenzen
- Führungskräfteschulungen zur Konfliktprävention
- Regelmäßige Feedbackgespräche, um Unzufriedenheit frühzeitig zu erkennen
So stärken Unternehmen die Eigenverantwortung – und senken gleichzeitig das Risiko für Missbrauch.
Fazit: Arbeitszeitbetrug konsequent erkennen und vermeiden
Arbeitszeitbetrug ist kein Kavaliersdelikt. Er beschädigt das Vertrauen, belastet das Team und kann rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Unternehmen, die auf klare Regeln, technische Unterstützung und eine faire, transparente Kultur setzen, schützen sich nicht nur rechtlich – sondern fördern auch eine positive Zusammenarbeit.
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